Die Passage in Numeri 31 ist eine der schwierigsten und am meisten diskutierten Texte des Alten Testaments. Es wird beschrieben, wie die Israeliten auf Anweisung Gottes unter der Führung von Mose einen Krieg gegen die Midianiter führen. Nach dem Sieg werden die überlebenden Frauen und Kinder als Beute genommen, wobei nur die jungfräulichen Mädchen verschont bleiben. Einige von ihnen werden für „den Herrn“ geopfert.
In Numeri 31:25–30 wird die Aufteilung der Beute beschrieben. Es wird angeordnet, dass ein Teil der Kriegsbeute, einschließlich der Jungfrauen, „dem Herrn geopfert“ wird. In Vers 40 ist die Rede von 32 Menschen, die in Vers 43 von Mose als Opfergabe dem Priester Eleasar übergeben wird.
Viele Christen argumentieren, dass diese Jungfrauen als Sklavinnen gehalten werden und nicht getötet worden sind. Wenn wir uns mal anschauen, was sonst in der Tora mit Opfergaben passiert, werden wir feststellen, dass diese Argumentation wenig Stand hält.
1. Arten von Opfergaben
Die Tora unterscheidet zwischen verschiedenen Typen von Opfergaben, die jeweils spezifische Bedeutungen hatten:
a) Brandopfer (ʿolah, עֹלָה)
- Beschreibung: Das Tier wurde vollständig auf dem Altar verbrannt.
- Zweck: Symbol der völligen Hingabe an Gott und Sühne für Sünden.
- Vorgehen: Ein makelloses Tier (z. B. Rind, Schaf oder Taube) wurde geopfert, das Blut wurde am Altar ausgegossen.
b) Speiseopfer (minchah, מִנְחָה)
- Beschreibung: Eine unblutige Gabe aus Mehl, Öl und Weihrauch.
- Zweck: Dankopfer oder Gaben zur Unterstützung der Priester.
- Vorgehen: Ein Teil wurde auf dem Altar verbrannt, der Rest den Priestern überlassen.
c) Friedensopfer (shelamim, שְׁלָמִים)
- Beschreibung: Ein gemeinschaftliches Opfer, bei dem der Opfernde, die Priester und Gott Anteile erhielten.
- Zweck: Ausdruck von Dank, Gemeinschaft und Versöhnung.
- Vorgehen: Das Fett wurde verbrannt, das Fleisch oft von den Opfernden und Priestern gegessen.
d) Sündopfer (chatat, חַטָּאת)
- Beschreibung: Opfer zur Sühne für unabsichtliche Sünden.
- Zweck: Reinigung von Schuld und Wiederherstellung der Beziehung zu Gott.
- Vorgehen: Blut wurde auf den Altar gesprengt, der Rest des Tieres wurde verbrannt oder von Priestern gegessen.
e) Schuldopfer (asham, אָשָׁם)
- Beschreibung: Opfer zur Wiedergutmachung bestimmter Sünden, oft verbunden mit der Zahlung von Entschädigung.
- Zweck: Rechtliche und rituelle Reinheit wiederherstellen.
- Vorgehen: Ähnlich wie beim Sündopfer.
2. Was geschieht mit den Opfergaben?
Die Tora beschreibt, was mit den verschiedenen Teilen der Opfergabe geschieht:
a) Teile, die Gott gehören
- Bei Brandopfern wurde das Tier vollständig verbrannt. Der Rauch galt als „wohlgefälliger Duft“ für Gott (z. B. Levitikus 1:9).
- Fett, das als der beste Teil des Tieres galt, wurde immer Gott geopfert (Levitikus 3:16).
b) Teile, die den Priestern gehören
- Teile des Tieres (z. B. Brust und Keule) oder der Speiseopfer wurden den Priestern überlassen, um sie zu ernähren (Levitikus 7:31–36).
c) Teile, die die Opfernden essen
- Beim Friedensopfer durften die Opfernden bestimmte Teile des Fleisches verzehren, aber immer in ritueller Reinheit und innerhalb einer festgelegten Zeit (Levitikus 7:15–16).
d) Blut als heiliges Element
- Das Blut durfte niemals gegessen werden, sondern wurde am Altar ausgegossen oder aufgesprengt, da das Blut das Leben repräsentiert (Levitikus 17:11).
In der Tora haben Opfergaben immer den gleichen Ausgang: Das Geopferte wird grausam getötet! Es gibt keinen ersichtlichen Grund, warum die Kriegsbeute (bestehend aus Vieh und Jungfrauen) an dieser Stelle nicht getötet wurde!
JHWH hat ständig blutige Opfer gefordert. Dies waren Tiere und Menschen!
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