Paulus (auch bekannt als Saulus von Tarsus) wird oft als Apostel bezeichnet, obwohl er nicht zu den ursprünglichen zwölf Aposteln gehörte, die Jesus während seines irdischen Wirkens berufen hatte. Paulus selbst bezeichnete sich in seinen Briefen als Apostel und wird in der christlichen Tradition als solcher anerkannt, obwohl er die Lehren von Jesus verändert und erweitert.

Paulus war mit griechischer Philosophie und Kultur vertraut und seine Briefe wurden durch diese beeinflusst:

  1. Bildung und Hintergrund:
    • Paulus, auch bekannt als Saulus von Tarsus, stammte aus einer Stadt, die für ihre griechische Kultur und Bildung bekannt war. Tarsus war ein bedeutendes Zentrum der hellenistischen Philosophie und Bildung.
    • Paulus war nicht nur Jude und Pharisäer, sondern auch römischer Bürger, was ihm Zugang zu einer breiteren kulturellen Welt eröffnete.
  2. Sprache und Rhetorik:
    • Paulus schrieb seine Briefe auf Griechisch und benutzte eine rhetorische und argumentative Methode, die an die griechische Philosophie erinnert. Seine Fähigkeit, griechische Rhetorik zu nutzen, deutet darauf hin, dass er mit dieser Tradition vertraut war.
  3. Bekanntschaft mit Stoizismus und Epikureismus:
    • In der Apostelgeschichte 17,16-34 wird berichtet, dass Paulus in Athen mit Stoikern und Epikureern debattierte. Dies zeigt, dass er mit ihren Lehren vertraut war und in der Lage war, mit ihnen auf intellektuellem Niveau zu diskutieren.
    • Einige seiner Gedanken, wie die Betonung von Selbstkontrolle, Tugend und die Bedeutung des inneren Menschen, haben Parallelen zur stoischen Philosophie.
  4. Bezugnahmen in seinen Briefen:
    • In seinen Briefen finden sich gelegentlich Formulierungen und Konzepte, die an griechische philosophische Ideen erinnern. Zum Beispiel verwendet Paulus den Begriff „Logos“ (Wort) in einer Weise, die Parallelen zur stoischen Philosophie aufweist, obwohl er ihn in einem spezifisch christlichen Kontext gebraucht (1. Korinther 1,18-24; Johannes 1,1).
  5. Allgemeine kulturelle Einflüsse:
    • Als Missionar im Römischen Reich war Paulus ständig mit der griechisch-römischen Kultur konfrontiert. Diese Einflüsse könnten seine Art und Weise, wie er das Evangelium präsentierte und erklärte, mitgeprägt haben.

Die griechische Philosophie hatte einen gewissen Einfluss auf seine Gedanken und seine Ausdrucksweise. Paulus hatte grundlegendes Wissen über einige der bedeutendsten griechischen Philosophen und ihre Lehren, besonders diejenigen, die in der hellenistischen Welt weit verbreitet waren. Zu den Philosophen, die Paulus kannte, gehören:

  1. Sokrates (469-399 v. Chr.):
    • Bekannt für seine Methode des dialogischen Fragens und für seine Betonung ethischer Fragestellungen. Sokrates’ Ideen waren weit verbreitet und beeinflussten viele nachfolgende philosophische Schulen.
  2. Platon (427-347 v. Chr.):
    • Ein Schüler von Sokrates, bekannt für seine Dialoge und die Theorie der Ideen (Formen). Platon gründete die Akademie in Athen, eine der ersten Institutionen für höhere Bildung in der westlichen Welt.
  3. Aristoteles (384-322 v. Chr.):
    • Ein Schüler von Platon und Lehrer von Alexander dem Großen. Aristoteles schrieb über eine Vielzahl von Themen, darunter Logik, Metaphysik, Ethik und Politik. Seine Schriften beeinflussten viele Aspekte der westlichen Philosophie.
  4. Epikur (341-270 v. Chr.):
    • Begründer des Epikureismus, der die Suche nach Lust (im Sinne von Abwesenheit von Schmerz) und das Streben nach einem ruhigen und selbstbestimmten Leben betonte.
  5. Zenon von Kition (ca. 334-262 v. Chr.):
    • Begründer des Stoizismus, der die Entwicklung von Tugend und Gelassenheit durch die Kontrolle der Emotionen und die Ausrichtung auf die Vernunft betonte.
  6. Kleanthes (330-230 v. Chr.):
    • Ein bedeutender Stoiker, der Zenon folgte und die stoische Philosophie weiterentwickelte.
  7. Seneca (ca. 4 v. Chr. – 65 n. Chr.):
    • Ein römischer Stoiker, der zur Zeit des Paulus lebte und dessen Schriften die stoische Philosophie verbreiteten.
  8. Epiktet (ca. 50-135 n. Chr.):
    • Ein weiterer bedeutender Stoiker, der zur Zeit des Paulus lebte. Seine Lehren betonten die Notwendigkeit, sich auf das zu konzentrieren, was in unserer Kontrolle liegt, und alles andere loszulassen.

Diese Kenntnisse halfen ihm, das Evangelium auf eine Weise zu präsentieren, die für ein griechisch-römisches Publikum zugänglich und verständlich war. Jesus warnt in Matthäus 7:15 „Nehmt euch in Acht vor denen, die in Gottes Namen auftreten und falsche Lehren verbreiten!“.