Es gibt eine gewisse Ironie oder Spannung, wenn man bedenkt, dass die Bibel selbst vor Veränderungen und Hinzufügungen warnt, während die frühen Kirchenväter durch Übersetzung, Anpassung und Kanonisierung tatsächlich Veränderungen vorgenommen haben.

Im 5. Buch Mose (Deuteronomium) Kapitel 4, Vers 2 heißt es: „Ihr sollt nichts hinzufügen zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt auch nichts davon wegnehmen, dass ihr bewahrt die Gebote des HERRN, eures Gottes, die ich euch gebiete.“

Ebenfalls im 5. Buch Mose, Kapitel 12, Vers 32 wird dies wiederholt: „Alles, was ich euch gebiete, das sollt ihr halten und danach tun. Ihr sollt nichts dazutun und nichts davontun.“

Die frühen Kirchenväter, einschließlich Hieronymus, die an der Kanonisierung und Überlieferung der Bibel beteiligt waren, standen vor einer komplexen Aufgabe. Sie sahen sich nicht nur mit der Aufgabe konfrontiert, die biblischen Texte zu bewahren und zu verbreiten, sondern auch mit der Herausforderung, die Texte für ihre Gemeinden zugänglich und verständlich zu machen. Dabei haben sie verschiedene methodische Ansätze angewandt:

  1. Übersetzung und Anpassung:
    Die Bibelväter haben Übersetzungen erstellt oder bestehende Texte überarbeitet, um sie in die Sprache ihrer Zeit zu übertragen und sie für die Leser ihrer Zeit verständlicher zu machen. Dabei haben sie den Sinn vieler Textstellen verändert, damit die Schriften aneinander gereiht einigermaßen Sinn ergeben.
  2. Kanonisierung:
    Die Entscheidung über den kanonischen Status der biblischen Bücher wurde durch die frühen Bibelväter auf der Grundlage theologischer Überlegungen und der Verwendung in den liturgischen und lehrmäßigen Kontexten der Kirche getroffen. Diese Entscheidungen beruhten auf dem Konsens und der Überzeugung der Gemeinschaften.
  3. Schriftkritik und Erklärung:
    Die Bibelväter haben sich mit der Schriftkritik beschäftigt, um die Echtheit und Integrität der Texte zu bestätigen. Sie haben auch theologische Kommentare und Auslegungen verfasst, um die Bedeutung der Schriften zu erklären und sie für ihre Gemeinden zu interpretieren. Allerdings stand ihre eigene katholische Auffassung von göttlichen Lehren und Glauben immer im Vordergrund.

In einem Brief (Brief 28), der um das Jahr 384 n. Chr. geschrieben wurde, äußert Hieronymus seine Besorgnis über die Schwierigkeiten und Herausforderungen, die mit der Übersetzung der hebräischen Texte ins Lateinische verbunden sind. Er betont die Verantwortung, die er als Übersetzer trägt, da er das Wort Gottes für eine breitere Leserschaft zugänglich macht. Hieronymus äußert auch Ängste, dass er für Fehler und Ungenauigkeiten in seiner Übersetzung vor Gott verantwortlich gemacht werden könnte.