Jesus wurde vom Sanhedrin hauptsächlich wegen Blasphemie angeklagt, weil er sich als der Messias und Sohn Gottes bezeichnete, was nach jüdischem Gesetz als Gotteslästerung betrachtet wurde (Matthäus 26:63-65, Markus 14:61-64).

Der Sanhedrin war das höchste jüdische Gericht und der oberste Rat in der Zeit des Zweiten Tempels in Jerusalem. Er spielte eine zentrale Rolle im religiösen, rechtlichen und politischen Leben des jüdischen Volkes. Der Sanhedrin bestand aus 71 Mitgliedern, darunter Hohepriester, Schriftgelehrte, Pharisäer und Sadduzäer, und wurde vom Hohepriester geleitet.

Hier sind einige wichtige Punkte über den Sanhedrin:

  1. Zusammensetzung:
    • Der Sanhedrin bestand aus 71 Mitgliedern, einschließlich des Hohepriesters, der als Vorsitzender fungierte.
    • Die Mitglieder setzten sich aus verschiedenen religiösen und politischen Gruppen zusammen, hauptsächlich Pharisäern und Sadduzäern.
  2. Funktionen:
    • Der Sanhedrin war sowohl ein religiöses als auch ein ziviles Gericht.
    • Er war zuständig für die Auslegung und Anwendung des jüdischen Gesetzes (Halacha).
    • Der Sanhedrin entschied über religiöse Fragen, interpretierte das Gesetz und sprach Urteile in rechtlichen Streitigkeiten.
    • Er hatte auch politische Funktionen, darunter die Beratung des Königs und die Verwaltung des Tempels.
  3. Sitz:
    • Der Sanhedrin hatte seinen Sitz in Jerusalem, speziell in der Halle der Quadersteine (Lishkat HaGazit) auf dem Tempelberg.
    • Dies war eine große, rechteckige Kammer im Tempelkomplex, wo die Sitzungen und Gerichtsverhandlungen stattfanden.
  4. Historische Bedeutung:
    • Der Sanhedrin spielte eine zentrale Rolle in den religiösen und politischen Ereignissen der jüdischen Geschichte während der Zeit des Zweiten Tempels.
    • Er war maßgeblich an wichtigen Entscheidungen beteiligt, darunter auch Prozesse gegen religiöse Führer wie Jesus von Nazareth.
  5. Auflösung:
    • Der Sanhedrin wurde nach der Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahr 70 n. Chr. durch die Römer aufgelöst.
    • Es gab spätere Versuche, den Sanhedrin wiederzubeleben, aber er erlangte nie wieder dieselbe Macht und Bedeutung wie in der Zeit des Zweiten Tempels.

Der Sanhedrin war also das höchste religiöse und rechtliche Gremium im antiken Judentum und hatte weitreichenden Einfluss auf das Leben und die Geschichte des jüdischen Volkes.

Es gibt viele Hinweise darauf, dass Paulus dem Sanhedrin als formelles Mitglied angehörte

  1. Bildung und Hintergrund:
    • Paulus wurde als Schüler des angesehenen Pharisäers Gamaliel ausgebildet. Diese Ausbildung würde ihn mit den jüdischen Gesetzen und Traditionen sowie mit den Aktivitäten des Sanhedrin vertraut gemacht haben.
  2. Beteiligung an religiösen Verfolgungen:
    • In der Apostelgeschichte wird beschrieben, dass Paulus aktiv an der Verfolgung der frühen Christen beteiligt war. Insbesondere in Apostelgeschichte 7:58 und 8:1 wird erwähnt, dass Paulus die Steinigung des Stephanus billigte. Diese Art der Beteiligung deutet darauf hin, dass er eine gewisse Autorität und Einfluss innerhalb der jüdischen Gemeinschaft hatte.
  3. Selbstdarstellung und Einfluss:
    • Paulus beschreibt sich selbst als Pharisäer und betont seine strenge Einhaltung des jüdischen Gesetzes (Philipper 3:5-6). Diese Selbstbeschreibung und seine Rolle bei der Verfolgung der Christen könnten darauf hindeuten, dass er Mitglied des Sanhedrin war.
  4. Allgemeine Ansichten:
    • Einige Theologen und Historiker argumentieren, dass Paulus aufgrund seiner Aktivitäten und seines Hintergrunds möglicherweise Mitglied des Sanhedrin war. Es wird darauf hingewiesen, dass die Mitgliedschaft im Sanhedrin bestimmte Kriterien erfüllte, wie etwa ein Mindestalter und ein bestimmter gesellschaftlicher Status, über den Paulus mit Sicherheit verfügte.

Es ist sehr wahrscheinlich. dass Paulus ein formelles Mitglied des Sanhedrin war. Er war stark in die jüdische religiöse Gemeinschaft und ihre Aktivitäten involviert und hatte bedeutenden Einfluss innerhalb dieser Strukturen.

Obwohl der Sanhedrin Jesus für schuldig befand, hatte er nicht die Autorität, die Todesstrafe zu vollstrecken. Daher wurde Jesus an den römischen Statthalter Pontius Pilatus überstellt, um das Todesurteil zu erwirken (Matthäus 27:1-2, Markus 15:1, Lukas 23:1, Johannes 18:28-30).

Der Sanhedrin beschuldigte Jesus vor Pilatus politischer Vergehen, darunter die Behauptung, er sei der König der Juden, was als Aufwiegelung gegen die römische Autorität ausgelegt wurde (Lukas 23:2).

Zusammengefasst zeigen die Evangelien, dass der Sanhedrin eine Schlüsselrolle bei der Festnahme, Anklage und Verurteilung von Jesus spielte, wobei die endgültige Entscheidung zur Kreuzigung von den römischen Behörden unter Pontius Pilatus getroffen wurde. Die genauen Details und Abläufe können je nach Evangelium variieren, aber die zentrale Rolle des Sanhedrin in der Verurteilung von Jesus ist ein gemeinsames Element der biblischen Berichte.

Warum leugnete Paulus Jesus zu Lebzeiten je gesehen zu haben?

Obwohl Paulus behauptete, er habe Jesus während seines irdischen Lebens nie gesehen, ist es unwahrscheinlich, dass er völlig unbeteiligt war. Alle Mitglieder des Sanhedrin hatten Schüler, die darauf trainiert wurden, das jüdische Gesetz zu verstehen und umzusetzen. Sie wurden dazu ausgebildet, die nächste Generation des Sanhedrin zu sein.

Es scheint fast so, als sei er widerwillig, irgendeine Beteiligung an der Festnahme oder Verurteilung von Jesus zuzugeben – möglicherweise aus Angst oder weil er seine Handlungen verbarg, da er die Bewegung, die Jesus ins Leben rief, infiltriert hatte. Paulus war ca. 10 Jahre jünger als Jesus. Dennoch behauptet er, Jesus nie gesehen zu haben, obwohl dieser häufig in Jerusalem war und oft von Mitgliedern des Sanhedrin vor seinem Prozess diskutiert und getestet wurde. Jeder kannte ihn oder hatte von ihm gehört. Es ist schwer zu glauben, dass Paulus ihn nie gesehen hat.

Möglicherweise verbarg Paulus seine Handlungen im Zusammenhang mit der Festnahme, dem Prozess und der Verurteilung von Jesus, obwohl er höchst wahrscheinlich daran beteiligt war, genauso wie bei Stephanus‘ Tod. Paulus versuchte, alle Anhänger von Jesus töten zu lassen. Als er erkannte, dass er dies nicht erreichen konnte, griff er zu Täuschungen, um die Jeschua-Bewegung zu infiltrieren. Dies war eine pharisäische Taktik, die für das größere Wohl eingesetzt wurde. Sie sahen Jesus als Bedrohung für ihre Lebensweise und Autorität an. Während Täuschung im Allgemeinen missbilligt wird, erkennt der Talmud an, dass es außergewöhnliche Fälle gibt, in denen Täuschung erlaubt oder sogar für ein größeres Wohl erforderlich sein könnte. Der Talmud in Yevamot 65b diskutiert Fälle, in denen eine Person täuschende Maßnahmen ergreifen könnte, um jemanden vor Schaden zu schützen. Diese Person kann auch eine Gruppe oder ein Volk wie das jüdische sein. Der Talmud erkennt an, dass Tricks strategisch eingesetzt werden können.

Paulus benutzt Tricks und Täuschungen, wie er in 2. Korinther 12, Vers 16 selbst zugibt: „Doch sei es so, daß ich euch nicht belästigt habe; weil ich aber schlau bin, habe ich euch mit List gefangen.“