Paulus warnte in seinen Briefen vor bestimmten Formen der Gnosis oder des gnostischen Denkens. Er warnte vor falschen Lehren und spekulativem Wissen, das seine christliche Lehre verzerren könnte. Hier sind einige relevante Passagen aus seinen Briefen:

1. Timotheus 6,20-21

„O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, meide das ungeistliche, lose Geschwätz und die Widersprüche des fälschlich so genannten Wissens (griechisch: „gnosis“), zu dem sich einige bekannt haben und vom Glauben abgeirrt sind.“

In diesem Vers warnt Paulus vor „fälschlich so genanntem Wissen“ (griechisch: „pseudonymos gnosis“). Diese Warnung richtet sich gegen Lehren, die sich als wahres Wissen oder wahre Erkenntnis ausgeben. Er möchte, dass seine eigenen Lehren im Vordergrund stehen.

Kolosser 2,8

„Gebt acht, dass euch niemand gefangen nehme durch Philosophie und leeren Betrug gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Elementargeistern der Welt und nicht Christus gemäß.“

Paulus warnt hier vor Philosophien und menschlichen Traditionen, die sich nicht auf Christus konzentrieren. Dies kann auf gnostische Lehren zutreffen, die oft spekulative Kosmologien und Geheimwissen betonten.
Paulus verwendet in seinen Briefen sehr häufig Textstellen von griechischen Philosophen und dennoch warnt er vor Philosophie. Wie darf man das verstehen? Warnt Paulus vor seinen eigenen Lehren?

2. Korinther 11,3-4

„Ich fürchte aber, es könnte womöglich, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, auch eure Gedanken verdorben und abgewandt werden von der Einfalt gegenüber Christus. Denn wenn der, welcher kommt, einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder wenn ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertragt ihr das gut.“

Paulus äußert hier seine Sorge, dass die Christen in Korinth durch falsche Lehren, die einen anderen Jesus oder ein anderes Evangelium verkünden, verführt werden könnten. Gnostische Lehren präsentierten oft ein anderes Bild von Jesus und dem Heil.

Galater 1,6-9

„Mich wundert, dass ihr so schnell von dem abfallt, der euch in die Gnade Christi berufen hat, zu einem anderen Evangelium, obwohl es doch kein anderes gibt; nur sind einige da, die euch verwirren und das Evangelium Christi verdrehen wollen. Aber auch wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium predigen würden als das, welches wir euch gepredigt haben, der sei verflucht!“

Paulus betont die Einzigartigkeit und Unveränderlichkeit des Evangeliums und warnt vor jeglichen Versuchen, es zu verändern oder zu verdrehen, was eine klare Warnung vor gnostischen oder anderen häretischen Lehren darstellt.

Fazit

Paulus warnt in seinen Briefen vor falschen Lehren und spekulativem Wissen, das den christlichen Glauben untergraben könnte. Während er den Begriff „Gnosis“ nur einmal direkt verwendet, passen seine Warnungen gut zu den späteren gnostischen Lehren, die sich auf geheimes Wissen und spekulative Kosmologien stützten, die im Widerspruch zu den zentralen Lehren seines Christentums stehen. Dabei sind gnostische Texte zum größten Teil direkte Lehren von Jesus. Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass Paulus vor den Lehren Jesu warnt!